Liebe Tania, vielen Dank für die Inspirationen und Gedanken.
Du hast Recht damit: Vorbilder braucht es! Mein Pferd und ich sind gerade Vorbild – obwohl wir gar nicht „viel“ machen, eigentlich „weniger“… Ich gehe die Gratwanderung zwischen fordern und fördern mit Joba – in vielen kleinen, noch kleineren Schritten: zwei Kurse bei euch (Online bei Babette, und den Selbstlernkurs Vertrauen) und ich hab so viel auszuprobieren und zu erspüren. DANKE.
Mein erstes eigenes Pferd, und alles ist anders.
Ich staune über uns – und auch wenn es immer mal wieder herausfordernde Situationen gibt – ich bleib dabei, ich möchte ein Zusammensein mit meinem Pferd, in dem er sich genauso wohlfühlen kann, wie ich mich. Auch wenn das bedeutet, immer mal wieder auch ein oder zwei Schritte zurückzugehen. Loszulassen vom eigenen Zeitplan oder Druck, den man sich und seinem Pferd macht.
Es ist der Weg, der anfangs nicht einfacher ist – und ich verstehe die Menschen, die aufgeben und dann doch wieder ins „alte“ Mensch-Pferd-Muster fallen, selbst bei meiner Stallfreundin, die so viel pferdegerechter agiert – aber durch mein konsequentes Selbstreflektieren und immer wieder fragen: „War das pferdegerecht?“ kommt sie selbst immer wieder ins Nachdenken und möchte etwas verändern an ihrer tradierten Sicht!
Ich, die über viel weniger Erfahrung im Umgang mit Pferden verfügt, und ein junges Pferd, was jeden Tag zeigt, was ein zufriedenes Pferdeleben ausmacht und ausstrahlt auf ALLE beteiligten Menschen und Pferde, sind Vorbilder.
Die Leitstute ist mittlerweile ein so zufriedenes Pferd – es ist eine herzöffnende Freude zu sehen, wie wohl sie sich fühlt, dass da jetzt ein Bursche ist, der ihr auch mal was abnimmt und sie entspannt abgeben kann. Wir haben eine richtige Entscheidung getroffen: ihn zu uns zu holen. Auch in der Integrationsphase hab ich mich durchgesetzt und mit MINI-MINI-Schritten gab es eine Integration in die Miniherde wir aus dem Bilderbuch – es hat einfach gepasst!
Ich habe mir jetzt auch deinen Kurs Versteh dein Pferdgekauft – ich verfüge über ein sehr gutes Gespür – aber es geht sehr schnell, dass man das ausblendet, und einfach „macht“ und „anwendet“ und ich möchte nicht zum Methodenroboter werden, sondern eine ausgewogene Mischung erreichen. Vor allem beim Klickern ist es meiner Meinung gefährlich, da es sich für mich durch das gezielte Verstärken manchmal nicht echt genug anfühlt. Von daher setz‘ ich das ausgewählt ein.
Ich hab auch eine wundervolle Trainerin, die auch mit positiver Verstärkung arbeitet und mich da wirklich toll begleitet. Das ist gold wert. Und auch meine Stallfreundin, die so viel Erfahrung hat und neu lernen will, das ist beeindruckend für mich. 🙂 Ich bin einfach dankbar, dass ich das alles so erleben darf.
Es gibt noch viel, viel zu lernen. Aber ich freu mich drauf. Es macht mir kein Unbehagen mehr. Das hat sich verändert. Ich hab keine Angst. Ich sehe es als Prozess. Zu wachsen. Genauso wie Joe. Er ist jetzt seit dreieinhalb Monaten bei mir und wir haben schon so viel gelernt und uns aneinander erfreut. Ich bereue es keine Sekunde. 🙂
Ich wünsche dir ein paar wunderbare Herbsttage – mit der Leichtigkeit der fallenden Blätter und den schlafenden Knospen, die sich vorbereiten auf das Erblühen. Ausruhen und Wachsen, das ist der Rhythmus der Natur. Und den sollten wir Menschen als Vorbild nehmen.
Alles Gute dir, Nadja
Mein „kleiner Joe“, (Joba) wächst und gedeiht und ist weder körperlich noch seelisch „klein“ 😉 Hier folgt er der Hand, Freiarbeit auf der Weide:
Alle Fotos von Christian Fernandez Gamio
Hier ein Schnappschuss von unserem Aufhalftern – mittlerweile schlüpft er ins Halfter. Zu Beginn wollte er das gar nicht. Dank eurer Impulse. 🙂
Kein „Da-muss-er-durch“. Einfach spielerisch und mit Freude. DANKE.
PS: und auch Betteln tut er nicht mehr – auch das haben wir trainiert, wie ihr im Antiangst-Kurs beschrieben habt.
Ich bin jetzt 57 Jahre alt und habe vor 6 Jahren einen süddeutsches Kaltblutwallach als Reit- und Pflegebeteiligung kennengelernt, um den sich seine Besitzer kaum gekümmert haben und der sehr introvertiert war. Camillo war damals 14 Jahre alt. Er kannte eigentlich nicht viel und wir haben von ganz vorne angefangen: am Strick gehen, Hufe geben, spazieren gehen und auch longieren.
Babette Teschens Longenseminar war für uns eine Erleuchtung. Da habe ich ihn zum ersten Mal wirklich wach und begeistert bei der Sache erlebt und gesehen, was mit ihm möglich ist. Dann ging es richtig los: wir begannen auch miteinander zu spielen, wie Podest, Hütchen, Teppich ausrollen …
Irgendwann ließ ich ihm einen Sattel anpassen und habe mich auf ihn gesetzt. Da ist mir erst richtig klar geworden, dass er auch eigentlich nicht eingeritten war. Auch das war ein langer Weg, bis ich langsam auch im Sattel zu ihm durchgedrungen bin und gelernt habe, wie ich ihn motivieren und erreichen kann.
Jetzt wird er einundzwanzig und vieles funktioniert toll. Wir reiten mittlerweile gebisslos. Wir verstehen uns am Boden super. Wir können miteinander motiviert und mit Spaß auf dem Platz arbeiten, im Sattel, an der Longe und auch frei. Wir haben tolle Ausritte und Wanderritte gemacht und im Schritt, Trab und Galopp alles Mögliche bewältigt: steile Hänge klettern, durch Wasser waten, durch Bäume schlängeln, über kreuz und quer liegende Baumstämme kraxeln und vieles mehr …
Alleine ausreiten (ohne Kumpels, nur wir zwei) ist allerdings für ihn oft schwierig, er ist dann ängstlich und neigt dazu, irgendwann Richtung Stall loszustürmen. Das ist für mich ein echter Angstfaktor (vor allem nach einem Sturz, bei dem Camillo Gottseidank nichts passiert ist, ich mir aber mehrere Rippen geprellt habe und mich monatelang nicht schmerzfrei bewegen konnte). Und dann läuft die Zeit viel zu schnell und Camillo und ich werden alt und steif …
Inspiriert von dem Beitrag „Reiten mal ganz anders“ möchte ich heute auch meinen Weg mit meinem Pferd teilen, denn auch ich reite meinen 14-jährigen Wallach nach Jahren als Fußgängerin nun ab und zu wieder.
Gekauft habe ich damals ein sehr braves, junges Pferd mit tollen Dressuranlagen, um ihn vor einem Leben als Sportgerät zu bewahren. In den ersten Jahren habe ich festgestellt, dass er nicht unbedingt „brav“ sondern eigentlich eher „emotional abgestumpft“ war. Er hat die Zeit mit Menschen ertragen, das Reiten ertragen und wenn er hin und wieder doch seine Meinung gesagt hat, wurde er bestraft. Ja, … auch von mir. Das ist das Einzige in meinen Leben, das ich zutiefst bereue. Aber damals gab es für mich leider keine anderen Vorbilder. Überall um mich herum nur der klassische, unterdrückende Umgang, den man auch leider heute noch zu oft sieht.
Zum Glück bin ich dann – endlich muss man sagen! – auf eure Seite „Wege zum Pferd“ gestoßen. Ich war (und bin) so begeistert, dass ich sofort angefangen habe, Dinge zu ändern. So wurde nach und nach aus kleinen Veränderungen eine große Entscheidung: Ich habe der Stimme meines Pferdes Gehör geschenkt und das Reiten aufgegeben. Und trotz vieler blöder Nachfragen Außenstehender, wusste ich: Es ist die richtige Entscheidung. Eine Entscheidung FÜR mein Pferd.
Die Jahre danach waren ein Wechselbad der Gefühle, einerseits wurde das Zusammensein mit meinen Pferd immer schöner, andererseits der Druck und die Angst, meinem Pferd nicht das Allerbeste bieten zu können, immer größer. Irgendwann fühlte es sich nur noch wie eine Belastung an. Ich konnte all das, was in der Haltung nicht optimal umzusetzen war, kaum noch ertragen. Ich konnte das Wissen um seinen schlimmen Start ins Leben (mit 2 Jahren wurde er von seiner ersten Halterin fast zu Tode gehungert) kaum noch ertragen, geschweige denn die Narben, die sich über seinen gesamten Körper ziehen. Dieses Pferd hatte Schlimmstes erlebt und in meinen Augen war das, was ich ihm bieten konnte, nicht ansatzweise genug.
Dann passierte etwas, das sich im Nachhinein als Wendepunkt herausstellen sollte: Mein Pferd war für Monate lahm und quälte sich bei jedem Schritt. Erst nach den Röntgenaufnahmen war klar: Sesamoidose im fortgeschrittenen Stadium, Arthrose an beiden Hinterbeinen, ein Fesselträgerschaden und ein Chip am Hufgelenk. Die Prognose der Tierärztin war ziemlich schlecht … Für manche wäre das vielleicht ein Schock gewesen aber für mich war es eine Erlösung! Ich wusste endlich, dass es richtig war, auf mein Pferd zu hören, und war wie befreit. Ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass die Entscheidung für mein Pferd genau richtig war. Und genau das wollte ich auch weiterhin so machen. Ich wollte erstmal auf mein Pferd hören, schauen was er mir signalisiert, und das war eindeutig Lebenswillen!
So verging die Zeit als Fußgängerin mit meinem Pferd, bis ich irgendwann das Gefühl hatte, Spaziergänge im Schritt reichen ihm nicht mehr. Mein Pferd entwickelte eine völlig ungewohnte Lust an Bewegung, sodass ich mich nach vielen lahmfreien Monaten einfach getraut habe, mal wieder aufzusteigen. Ich hätte mir vor einiger Zeit nicht vorstellen können, dass das möglich ist. Reiten war für mich kein Thema mehr. Ich hatte meinem Pferd zuliebe das Reiten aufgegeben und damit ehrlich meinen Frieden gefunden. Bodenarbeit und Spaziergänge haben uns näher zusammengebracht und die Wunden vieler verkorkster Reitstunden geheilt.
Jetzt wieder in den Wald zu reiten und die Energie meines Pferdes zu spüren, ist einfach nur toll. Er will laufen und das darf er auch! Aber eine Lernaufgabe, beinhaltet auch dieser Neuanfang: Es ist ähnlich wie mit Tania und Anthony … – mein Pferd trägt mich gerne, er lässt sich völlig frei satteln und wartet brav bis ich aufgestiegen bin. Aber sobald ich oben bin, nimmt er das Zepter in die Hand und ich darf Beifahrerin sein. Das fällt mir noch sehr schwer, aber ich merke immer öfter, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Er lässt sich „im Notfall“ immer bremsen und wieso sollte ich ihn nicht einfach ein bisschen sein Ding machen lassen? Schließlich wollte ich ihm mehr Freiheit und die Möglichkeit, sich auszulasten, geben. Vielleicht ist das der Anfang einer ganz neuen Reitbeziehung, die ich so bisher nicht kannte. Ein neuer Abschnitt in unserem gemeinsamen Leben.
Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, einfach nur zu schauen, was passiert und auf die Signale meines Pferdes zu achten. Die Zeit wird zeigen, wo unser Weg noch hinführt. Aber eins ist sicher: Mein Pferd und ich gehen diesen Weg gemeinsam.
Danke für all die Unterstützung während der vergangenen Jahre!!
Meine Mutter hat immer gesagt, ich hätte schon Reiten gespielt, da konnte ich noch nicht mal richtig laufen. Und weil ich das ganze Zimmer voller Pferdebilder hatte und jede einzelne Pferdepostkarte gesammelt habe, hat mir mein Onkel Robert Vavras Buch „Das Equus“ zum sechsten Geburtstag geschenkt. Die Bilder waren pure Magie für mich. Die Liebe zum Pferd unendlich…
Leider riet der Orthopäde, der mein Hohlkreuz heilen sollte, davon ab, zu reiten. Es sei schädlich für die Wirbelsäule. Also bekam ich ein Klavier zum Trost. Gut 23 Jahre später hatte ich Rückenschmerzen, Verspannungen und eine Muskeldysbalance von der Arbeit. Der neue Orthopäde meinte dann: gehen Sie reiten, das ist super für die Wirbelsäule!
Das habe ich mir nicht zweimal sagen lassen – mit 29 die erste Reitstunde – ich war im siebten Himmel. Ein gewisses Talent war auch da und da Volljährige mit Führerschein und ohne Pferd im Stall eher die Seltenheit sind, hatte ich schnell Angebote, Reitbeteiligungen zu übernehmen.
Ich habe Vollblüter geritten, Hengste, Turnierpferde…und was soll ich sagen – hätte am liebsten die Reithose an den Nagel gehängt. Den meisten Pferden ging es nicht wirklich gut. Sie gingen klamm, durften nicht auf die Koppel, waren rappelmager oder konnten nicht mal Hufe geben. Die Boxen stanken nach Ammoniak, das Heu war oft schimmlig, der Tierarzt Dauergast und Bereiter und Besitzer fluchten ob der schlechten Rittigkeit und des Starrsinns der Tiere.
Aber ich hatte doch die Bilder von Robert Vavra im Kopf… – wie konnte es sein, dass diese magischen Schönheiten nur noch Schatten ihrer Selbst sein durften? Eingepfercht auf neun Quadratmeter, stinkend nach Mist, unwillig und mit Hilfszügeln und Sporen in Formen gepresst, die man allenfalls als Krampf bezeichnen konnte.
Ich weiß, man kann sie nicht alle retten… Auch wenn ich immer versucht habe, es allen Pferden, für die ich etwas tun konnte, so schön wie möglich zu machen. Doch der Frust war zu groß und ich beendete das Reiten auf fremden Pferden und machte mich auf die Suche nach dem einen Pferd, das ich so halten konnte, wie ich es für richtig halte.
Lucky kam mit knapp 10 Monaten zu mir. Ein Vollblut-Mix mit einem unberechenbaren Temperament, schiefen Hufen und null Erziehung. Mein Lehrmeister, Vertrauter und mein blauer Himmel.
Er hat unser Leben verändert, meine Träume erfüllt, meine Seele und meinen Körper getragen und aus mir einen so viel besseren Pferdemenschen gemacht. Wir sind einen teilweise sehr steinigen und anstrengenden Weg miteinander gegangen. Aber ich habe niemals aufgegeben, mich für ihn anzustrengen.
19 Jahre später muss ich ihn gehen lassen. Obwohl er immer so gelebt hat, wie es die Tierklinik nach der Diagnose Magenball empfiehlt (Offenstall, Heu 24/7), hat er nur wenige Wochen nach dem Auflösen der Verstopfung ein Rezidiv. Ja, loslassen müssen ist genau so schlimm, wie man es immer befürchtet. Die Lücke ist so grausam groß.
Meine Freundinnen drängen mich, so schnell wie möglich wieder ein Pferd zu holen, und da mein schöner Stallplatz nicht ewig freigehalten werden konnte, setzte ich mich in Bewegung und fing an, einen Nachfolger zu suchen und fand Jamiroquai (übersetzt: der „Schöne“ und „der Trost“).
Einen Dreijährigen mit 50 zu kaufen …, super Idee Leute, macht das bloß nicht, das gibt ein paar fiese blaue Flecken. Man vergisst, wie es war, einen Rüpel zu erziehen. Aber ich hatte Glück und Hilfe und drei Jahre später ein Verlasspferd, das Lucky in vielem so ähnlich ist, dass ich mir überlege, vielleicht doch an Reinkarnation zu glauben…
Wir haben hoffentlich noch viele Jahre vor uns und ich bin gespannt, was sie bringen werden. Auf jeden Fall habe ich ihm eine liebe Patentante gesucht, im Fall er wird über 30 und ich kann mit über 80 nicht mehr so, wie ich will…
Das Schönste ist die Gewissheit, dass mich meine Pferde bis ins hohe Alter begleiten werden, denn merke: es kommt nicht darauf an, wohin der Weg führt oder wie er beschaffen ist, sondern wer einen begleitet.
Sind unsere Bilder nicht auch ein bisschen magisch? 😉
Auf der Suche nach Antworten, nach Kraft und Energie, aber auch einem inneren Gleichgewicht traf ich auf eine Heilpraktikerin. Schöne und schmerzhafte Erkenntnisse traten erneut in den Vordergrund, brachten ein wenig mehr Verständnis für sich selbst, verdeutlichten meine innere Unsicherheit.
In einer Sitzung im September 2017, ich war nun 50 Jahre jung, geschah Unerwartetes, veränderte sich mein Leben auf eine schöne, zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellbare Weise. Ich wurde gefragt, ob ich einen Traum hätte. Tatsächlich gab es einen. Obwohl nicht typisch Mädchen, aber sicher angeregt von verschiedensten Filmen, träumte ich davon, einmal auf einem Pferd am Strand zu reiten. Ein nie von mir ausgesprochener Traum – schon in Jugendjahren wie ein gut gehütetes Geheimnis.
Die Heilpraktikerin brachte ohne Umschweife den Stein, den Traum, ins Rollen: „Bis zur nächsten Sitzung probieren Sie das Reiten aus.“ Was für eine Herausforderung? Ohne gemachte Hausaufgabe zur nächsten Stunde, das gab es in meinem Leben nicht.
Die ersehnten Herbstferien nahten – Prerow, Sandstrand und laufen, laufen, laufen…, vielleicht reiten? Ich kann schauen, aber es wirklich tun? Ehe mich der Mut verließ, begann meine Suche nach einem Reiterhof. Tatsächlich, ganz in der Nähe unserer Unterkunft, Schicksal oder Zufall, wurde ich fündig. Pferde haben wir schon immer stehen sehen, auch Kinder, die ritten, mehr Beachtung schenkten wir diesen aber nicht.
In der Zwickmühle zwischen Verlockung und einer zu erfüllenden Hausaufgabe, die ich im bisherigen Leben immer erledigte, siegten beide. Ich verabredete einen Termin und eh ich mich versah, stand ich am 27.10.2017 bei Angelika vor ihrem Jonny, einem für mich empfundenen super dickem, relativ kleinem Pferd. Es war nachmittags, traumhaft herbstliches Wetter, leuchtende Farben des Himmels, obwohl die Sonne langsam andeutete, unterzugehen. Mehrere Pferde samt Reiter standen neben mir, meist wesentlich jünger, ich fühlte mich zumindest nicht passend, war so aufgeregt und voller Skepsis und Vorfreude.
Angelika, die hiesige Trainerin und Besitzerin der Anlage, strahlte mit ihrem Lächeln Vertrauen aus und half mir beim Aufsteigen. Da saß ich nun erstmals auf einem Pferd, hoch, breit und dennoch irgendwie angenehm. Der Helm auf dem Kopf fühlte sich eigenartig an, aber schon bald vergaß ich ihn. Angelika zog allerlei Gurte fest, stellte die Steigbügel ein, hakte Jonny am Halfter ein längeres Seil ein, stieg selbst auf eines ihrer Pferde, hielt das Seil mit Jonny weiterhin in ihrer Hand und los ging es, den Reitweg entlang vorbei am Reitplatz, ein Stück Straße über die Wiese in den angrenzenden wunderschön herbstlich gefärbten Wald Prerows. Ich hielt die Zügel in der Hand und beide Hände umklammerten den Hilfsriemen am Sattel, denn jeder Schritt von Jonny wackelte mich von links nach rechts, vergleichbar mit einem Schiff auf hoher See mit Wellengang. Es war nicht unangenehm, aber ich brauchte einen Moment, um zu spüren, um wage zu vertrauen, es trägt mich sicher.
Ich schaute mich ein wenig unsicher um, Angelika erklärte mir dies und das, dann waren wir im Wald, der den Herbst sehr verschieden ankündigte. Ich genoss jeden Atemzug, fühlte mich unbeschwert und frei. Angelika versuchte mir nahe zu bringen, die Bewegung des Pferdes zu fühlen und einfach zuzulassen, mitzunehmen in meine, wenn wir antraben. Puh, fühlen und zulassen, eine Mammutaufgabe für mich, doch schon trabten wir an. Uppsala, auf, ab, auf, ab, was für ein Tempo, was für eine sportliche Herausforderung, aber dennoch herrlich.
Es war so anstrengend schön, den Duft des Waldes saugte ich förmlich auf, strahlte wie ein Kind. Eine Stunde ritten wir im Wechsel Schritt und Trab, es waren keine geschmeidigen Bewegungen meinerseits, aber hin und wieder spürte ich, wie es sich anfühlen kann, wenn Zulassen der Bewegung möglich ist. Mein Kopf war nur im Hier und Jetzt, nicht hochkonzentriert, was ich tun sollte oder bei all den anderen Gedanken. Es gab nur Pferd, Wald und mich, unbeschreiblich schön, frei und leicht.
Als wir zurückkamen, waren meine Beine wie Spagetti, aber ich hätte für diese Erfahrung die ganze Welt umarmen können, ich war wie elektrisiert, lief zu unserer Unterkunft und erzählte, schwärmte, fand kaum ein Ende. Im Hochgefühl der Freude und der Leichtigkeit schlief ich abends körperlich völlig verausgabt, aber innerlich glücklich ein. Nie hätte ich dies für mich möglich gehalten. Am nächsten Morgen zauberte jeder schmerzende Muskel ein Schmunzeln auf mein Gesicht und ich wusste, es war um mich geschehen, ich wollte mehr von diesem Gefühl der entspannten Anspannung, des Abtauchens aus den alltäglichen Belangen, ich wollte Momente der Auszeit mit Pferd sonst nichts, war optimistisch einen Weg dafür zu finden.
So begann ich, in der Nähe meines Zuhauses mit Falko, einem Edelbluthaflinger und sogenanntem Schulpferd, tiefer in die Welt der Pferde einzutauchen. Seine Augen blickten mich an, seine lange wunderschöne helle Mähne war verzottelt, der Körper schmutzig, es war egal. Schnell lernte ich, all dies zu pflegen und genoss es, fuhr nur dafür oft zu ihm, aber eine Verbindung konnte ich zu ihm nicht aufbauen, zu viele Reitschüler, zu unschöne Bedingungen …
Es begann die Suche nach einem eigenen Pferd. Vor zwei Jahren trat Fjordwallach Holgerson in mein Leben und mein Herz. Ich Greenhorn kaufte ihn und genieße ihn.
Danke, wenn ihr alles gelesen habt. Vielleicht bis bald, Ute
Meine Geschichte ist eigentlich zu lang, ich versuche, mich kurzzufassen.
Als Kind und Jugendliche bin ich geritten, mit ein wenig Unterricht, aber nie „gut „. Dann bekam ich Kinder und es war kein Geld und keine Zeit für mein teures Hobby. Mein viertes Kind, ein Mädchen, war ein Pferdemädchen. Sie durfte zum Reiten. Und ich habe sie und ihre Freundin gefahren und fühlte mich wie zu Hause! Meine Tochter war langsamer als ihre Freundin. Um das aufzuholen, sind wir beide auf einen Reiterhof gefahren. Dort habe ich mich dann nach 25 Jahren wieder auf ein Pferd gesetzt.
Wieder zu Hause bin ich in die Hausfrauen-Gruppe im Reitverein gegangen. Meine Reitlehrerin, noch heute meine Freundin, ist es langsam angegangen. Sie sagte, ich sei so voller Angst – ja, das stimmt!
Irgendwann kam der Tag, an dem wir für mich und meine Tochter einen elfjährigen Friesen kauften: Govi. Heute sage ich, er ist meine absolute Lebensversicherung.
Als ich dann 50 Jahre alt war, sind wir, mein Mann und unser jüngstes Kind und unser Govi auf’s Land. Und damit unser Govi nicht alleine ist, haben wir unserer Tochter noch ein Pferd gekauft.
Nach einem Jahr habe ich dann noch einen Absetzer-Friesen gekauft: Bendiks, meine Lebensaufgabe!
Ich habe verschiedene Trainerinnen gehabt, die mir alle auf ihre Art geholfen haben. Leider habe ich nichts wirklich verinnerlichen können. Und das Verhältnis zu Bendiks wurde immer katastrophaler. Seit einem Unfall – Bendiks hat mich beim Aufsteigen derart hochkatapultiert, dass mein Arm nicht mehr so funktioniert, wie er sollte – habe ich die ganze Sache mit der Reiterei überdacht.
Heute bin ich fast 65 und eigentlich habe ich das Reiten nie so gelernt, dass es meinen Pferden nicht schadet. Mit Govi, heute 28, mache ich Spaziergänge, mit Bendiks arbeite ich immer noch am Vertrauen, beiderseits … Wir können unser Gelände nicht alleine verlassen, er wird unhändelbar. Hier geht es, er geht gut mit mir. Er liebt Roundpenarbeit, reagiert sehr fein und wir üben Freiarbeit und Zirzensik, alles sehr langsam.
Ich liebe meine beiden ohne Ende und setze mich nun endlich über das Reiterei-Gerede hinweg… Ich könnte noch immer weiter erzählen, aber ich glaube, das reicht erstmal .