Mein Weg zum Pferd

Dieses Projekt gäbe es nicht, wenn ich nicht Anthony hätte. Er ist maßgeblich an meiner Entwicklung beteiligt und daran, wo ich heute in Sachen Pferde stehe. So ziemlich jede/r von uns hat Vorstellungen und Wünsche in Bezug auf das Miteinander mit Pferden und solange wir ein Pferd haben, das diese halbwegs erfüllt, gibt es wenig Anlass, etwas am Wie zu ändern. Trifft man aber auf ein Pferd, das „anders“ ist, muss man umdenken – und dabei kann man sich manchmal sehr allein gelassen fühlen.

Tania Konnerth

Wie es begann …

Seelenpferd

Ich habe seit meinem 10. Lebensjahr mit Pferden zu tun. Meine Anfängerjahre verbrachte ich in einem ganz normalen Reitstall, wie es sie in in den 80er Jahren oft gab: Auf dem Ponyhof gab es rund 30 Schulpferde in allen Größen, von denen die meisten in Ständern gehalten wurden. Im Unterricht lernte man vor allem zwei Dinge: oben bleiben und sich durchsetzen. Und so wurde ich von Beginn an zu vielem angewiesen, was ich eigentlich nicht tun wollte, nämlich in unterschiedlicher Weise grob zu werden, wenn das Pferd nicht tat, was es sollte. Ich hatte dort zwei Pflegepferde, Funny und Bubi, und verbrachte den Großteil meiner Freizeit mit ihnen.

Nach einigen Jahren verließ ich den Stall, was mir sehr schwerfiel. Aber ich konnte den Umgang dort nicht mehr ertragen und vor allem wollte ich ihn nicht mehr selbst mittragen. Von da an hatte ich verschiedene Reitbeteiligungen. Dabei fühlte ich mich schon besser, kam aber auch immer wieder an Punkte, wo ich tun musste, was man mir vorgab, ob ich damit glücklich war oder nicht. Außerdem war es jedes Mal schmerzhaft, wenn ich eine Reitbeteiligung aufgeben musste, denn sie wuchsen mir alle ans Herz.

1999 entschied ich mich dann endlich für mein erstes eigenes Pferd: meinen Aramis. Er war die Erfüllung der größten Sehnsucht meines Lebens und er strahlte all die Jahre für mich wie eine Sonne. Mit ihm durfte ich Dinge erleben und erfahren, die ich nicht für möglich gehalten hätte und erfuhr, was echtes Vertrauen bedeutet.

Wo ich heute stehe …

2006 kam dann noch Anthony zu mir. Mit ihm erfüllte ich mir einen weiteren, großen Herzenswunsch: nämlich ein Jungpferd selbst auszubilden. Nun hatte ich zwei Hafis – meine beiden „Jungs“. Obwohl sich Anthony schon als Dreijähriger, also vom ersten Tag an als „anders“ präsentierte, gelang es mir, ihn zu einem netten Reitpferd auszubilden. Doch dann entzog er mir – zum einen aus gesundheitlichen Gründen, aber auch seiner Persönlichkeit entsprechend – nach und nach wieder alles. Damit begann für mich eine Zeit des Umdenkens, und zwar immer und immer wieder. Nichts funktionierte mehr wie bisher und ich war oft mehr als rat- und hilflos.

2017 verstarb unerwartet mein Aramis. Sein Tod offenbarte, wie wichtig er für uns beide gewesen war und wie sehr er uns mit seiner Persönlichkeit und seinem Dasein genährt hatte. Anthony versank in ein tiefes Loch, in dem ich ihn kaum noch erreichen konnte, hatte ich doch auch selbst mit meinem großen Schmerz zu tun. Wer einmal ein depressives Pferd erlebt hat, weiß, was ich meine. Es dauerte lange, bis er wieder auftauchte. Doch auch dann blieb der Weg weiter steinig, denn er machte mir gegenüber immer wieder so dicht, dass ich mich immer öfter ernsthaft fragte, ob er nicht mit einem anderen Menschen glücklicher wäre. Aber kann man wirklich ein wegen Asthma mehr oder weniger unreitbares Pferd mit einer nicht gerade einfachen Persönlichkeit abgeben? Ich tat es nicht.

Es war dann ein Umzug in einen anderen Stall, der für uns beide eine entscheidende Veränderung zum Guten brachte, denn mein Pferd ist dort endlich das geworden, was ich mir immer für ihn gewünscht hatte: glücklich! Wir haben inzwischen auf eine neue und ganz wundervolle Weise zusammengefunden und sind nun wieder gemeinsam auf dem Weg. Anthony wird nie ein „einfaches“ Pferd sein, aber das macht nichts mehr, denn heute kann ich das, was er sich wahrscheinlich immer von mir gewünscht hatte: ihn so annehmen, wie er ist.

Aus meiner eigenen Geschichte heraus möchte ich Pferdemenschen Mut machen, die manchmal vollkommen ratlos sind, die das Gefühl haben, einfach nicht den richtigen Draht zu ihrem Pferd zu finden und sich schwer damit tun, sein Verhalten zu verstehen. Mit solchen Pferden steht man oft ganz schön allein da, denn meist hört man nur Pauschaltipps, die nichts nützen, und verliert Trainer um Trainer, weil die auch nicht weiterkommen. Selbstzweifel wachsen und die Freude wird immer weniger …  Allen, die das kennen, möchte Euch sagen: Ihr seid nicht allein! Und auch wenn diese Pferde es uns wirklich nicht leicht machen, so kann es unglaublich bereichernd sein, sich auf den Weg zu ihnen zu machen.

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Geschichten von einem Sprechenden Pferd

Geschichten von einem sprechenden Pferd

Kennt Ihr schon Monty?

Manch einer denkt, dass dieses sprechende Pferd meines ist, aber er und mein Anthony könnten nicht unterschiedlicher sein! Was aber stimmt, ist, dass ich in diesem Buch vieles verarbeite, was ich so im Alltag mit Pferden mitbekomme und erlebe. Wer Lust hat, Isas ziemlich amüsanten Weg mit ihrem Monty zu verfolgen, kann das hier tun. Das Buch ist auch ein tolles Geschenk für alle, die Pferde lieben.