Der richtige Mensch für das Pferd

Der richtige Mensch für das Pferd

– wie können wir es werden?

Ein eigenes Pferd zu haben, ist das Schönste auf der Welt – es ist aber nicht immer auch das Einfachste. Denn während wir durch unsere Entscheidung, ein Pferd zu kaufen, uns in der Regel einen echten Herzenswunsch  erfüllen, so sind wir nicht immer auch automatisch der richtige Mensch für das Pferd… Und diese Erfahrung tut verdammt weh. 

Ich selbst habe beides erleben dürfen: 

  • Ein Pferd, das zu mir genauso ja sagte, wie ich zu ihm, ohne das ich dafür viel tun musste, 
  • und eines, von dem ich das nicht so einfach geschenkt bekam, obwohl ich alles mir nur Mögliche dafür tat.  

Wer mich schon von „Wege zum Pferd“ kennt, hat bereits viele Geschichten von mir und Anthony gelesen, in denen ich über Schwierigkeiten und Herausforderungen mit ihm schrieb. Das Auf und Ab in all den Jahren hat mich manches Mal schmerzlich daran zweifeln lassen, ob ich je der richtige Mensch für Anthony sein kann. Und, obwohl ich es mir lange Zeit nicht eingestand: Dahinter schwang auch die Frage, ob er denn das richtige Pferd für mich ist…  

Das Pferd entscheidet

Heute habe ich diese Zweifel nicht mehr. Heute kann ich spüren, dass ich zum richtigen Menschen für mein Pferd geworden bin, weil ich ihn endlich genauso annehmen kann, wie er ist. Dieses wunderliche, komplizierte und eigensinnige Pony, das mich vielleicht besser kennt als jeder andere. Dieser hochsensible, willensstarke und doch so unsichere Haflinger, der mir meine Schatten genauso wie auch meine Stärken gezeigt hat. Dieses wundervolle Pferd, das mir beigebracht hat, was „bedingungslos lieben“ wirklich heißt.  

Ich kenne also den Schmerz, den es auslöst, wenn man merkt, dass man seinem Pferd nicht gerecht wird, aber ich habe auch erfahren dürfen, wie sich selbst etwas auf eine zauberhafte Weise verändern kann, das wirklich hoffnungslos erscheint. 

Dieses Thema nehme ich mit in meine Arbeit, mit der ich das weitergeben möchte: 

  • Den Mut, den es manchmal braucht, weniger auf andere zu hören als auf das eigene Pferd und sich selbst,
  • die Zuversicht auch in wirklich schwierigen Phasen nicht zu verlieren und
  • einen ordentlichen Vorrat an praktischen und pferdefreundlichen Ideen und Ansätzen für ausreichend Flexibilität in allen Situationen.

Tipps: Mutmacherkurse von Tania, Tanias Freudekurs, Versteh Dein Pferd

Der richtige Mensch für das Pferd

Immer die Liebe zum Pferd bewahren

Immer die Liebe zum Pferd bewahren

… kann manchmal ganz schön schwer sein

Ein Wesen zu lieben, kann uns sehr verletzlich machen. Wenn wir lieben, sorgen wir uns meist auch schnell und empfinden Herausforderungen als Belastung. Leider kommt dann unsere Liebe zum Pferd manchmal gar nicht mehr als Liebe bei ihm an …

Sorgen und Probleme können die Liebe zum Pferd auf die Probe stellen …

Wenn unser Pferd zum Beispiel krank wird oder wir andere Probleme mit ihm haben, bringt uns das oft in Not. Diese Not kann dazu führen, dass wir – ohne es zu wollen! – vorwurfsvoll oder genervt, ja vielleicht auch verzweifelt wirken. Das passiert besonders dann sehr leicht, wenn die Schwierigkeiten immer größer werden und eine Art Eigenleben entwickeln. Wenn sie uns also immer mehr von unserer Kraft und Hoffnung nehmen und von unserer Freude.

Pferde spüren das. Deshalb ist es so wichtig, dass wir gerade in sorgenvollen und fordernden Zeiten, gut auf uns achten und liebevoll für uns selbst sorgen. Tun wir das nicht, dann äußern wir Ängste und Sorgen unbewusst oft viel härter als wir uns darüber bewusst sind, was sich dann für das Pferd wie Kritik anfühlen kann, manchmal auch wie Wut oder Aggression.

Unsere Liebe zum Pferd ist eine Kraftquelle

Herausforderungen und Sorgen fordern also von uns, sehr achtsam zu sein in Bezug auf das, was wir in uns fühlen und das, was wir tatsächlich ausstrahlen. Es ist wichtig, nie den Zugang zu unserer Liebe zum Pferd zu verlieren, die ja immer dahinter liegt, wie sehr sie vielleicht auch gerade verschüttet ist. Diese Liebe sollte immer spürbar bleiben – sowohl für unser Pferd, aber eben auch für uns selbst. Denn sie schenkt uns die Kraft, sowohl uns selbst als auch ein anderes Wesen durch schlimme Zeiten auf eine gute Art zu begleiten. Auf eine Art, die keine Schuldgefühle macht, die keine Mauern baut, sondern auf eine, die trotz allem zu einem innigen und nährenden Miteinander führt.

Lesetipp: Tanias Freudekurs

Was bewegt die Pferdewelt?

Was bewegt die Pferdewelt?

Vom (leider oft noch) falschen Fokus

Es passiert einiges in der Pferdewelt. Ich freue mich sehr darüber, dass immer mehr Missstände aufgedeckt und benannt werden, denn es ist wichtig, dem Missbrauch klare Grenzen zu setzen. Und doch ist vor allem das „Wie“ entscheidend. 

Was nämlich ganz oft in den Diskussionen über Tierquälerei in der Pferdwelt ganz, ganz oft passiert ist, dass leider nie das in den Fokus gerückt wird, worum es gehen muss: nämlich pferdefreundliche Wege zu finden und sie auch zu leben. Stattdessen ist viel zu oft fast nur zu sehen und zu lesen, wie es genau nicht sein soll. Damit werden die unguten Bilder und Methoden verbreitet und es stehen genau die Personen im Rampenlicht, die nicht pferdefreundlich handeln. Die Namen dieser Leute werden hundert- und tausendfach genannt und noch viel öfter geteilt.

Das ist bitter, weil Aufmerksamkeit in der Medienwelt heute alles ist. Viele machen sich leider Folgendes nicht bewusst: Die Bekanntheit, die diese Menschen gerade durch ihr Fehlverhalten gewinnen, nützt ihnen in der Summe mehr, als sie schadet, denn: Wer sichtbar ist, gewinnt – das ist ein Gesetz unserer Zeit.

Zeigt mehr Pferdefreundlichkeit in der Pferdewelt

Was für eine Pferdewelt hätten wir wohl, wenn sich das Verhältnis umdrehen würde? Wenn also die pferdefreundlichen Ansätze die gleiche oder sogar mehr Präsenz und Aufmerksamkeit bekommen würden, als die nicht-pferdegerechten Ansätze (durch alle Sparten und auf allen Ebenen)? Und wenn Berichte über solche Pferdemenschen, die pferdefreundlich und respektvoll arbeiten, in der Fülle verbreitet werden und geliked würden, wie es mit all den Beiträgen geschieht, in denen genau das nicht getan wird? Was wäre, wenn konsequent die pferdefreundlichen Ansätze zu Zielen und Vorbildern werden würden? Und wenn sie gar zu Medaillen führen würden?

DAS würde alles ändern…

Pferdefreundliches Handeln ist fast immer leise, unspektakulär und sehr innig. Warum nur ist das so wenig medienwirksam, wo es doch so wunderwunderschön ist?

Lesetipp: Versteh Dein Pferd

Foto von Horst Streitferdt

Vom leisen Umgang mit Pferden

Vom leisen Umgang mit Pferden

… denn laut sein bedeutet nicht Stärke!

Wenn ich auf der Suche nach schönen Zitaten für „Wege zum Pferd“ bin, dann finde ich es nicht nur spannend, wie viele Pferdezitate auch auf das allgemeine Leben zutreffen, sondern fast noch mehr, wie viele allgemeine Zitat auf den Umgang und das Miteinander mit Pferden passen!

Zum Beispiel fand ich neulich diese Aussage:

„Wer stark ist, kann ich erlauben,
leise zu sprechen.“

Theodore Roosevelt

Als ich diese Zeilen las, hüpfte mein Herz ein bisschen vor Freude, denn das drückt so zutreffend aus, was ich ganz oft zu vermitteln versuche! 

Leise sind die Starken

Wir leben in einer ziemlich lauten Welt, in der sich viele durch Brüllen und Imponiergehabe Gehör verschaffen (gilt für Menschen untereinander, aber auch Pferden gegenüber). Laut zu werden ist aber kein Ausdruck von echter innerer Stärke! Das ist etwas, das wir sehr gut bei Pferden beobachten können: Es sind die unsicheren Pferde, die bei Zusammenführungen viel Trara und Geschrei machen, während die wahren Führungspersönlichkeiten (zu Recht) bei neuen Begegnungen auf ihre natürliche Autorität und Stärke vertrauen.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich bin früher viel zu oft laut geworden und muss mich bis heute immer wieder ermahnen, nicht in alte Muster zu fallen. Das liegt vor allem daran, dass mir nie vermittelt wurde, wie ich Grenzen sanft und leise setzen kann, sondern eben nur durch Gebrüll, Druck und Strafen. Auf meinem Weg habe sehr vieles hinterfragt und herausgefunden, dass alles auch anders geht. So weiß ich heute, dass ich aus Hilflosigkeit so handelte und dass sie leider ganz oft in die Gewalt führt. Ich bin über die Jahre immer leiser geworden mit den Pferden. Und achtsamer. Und ich versuche, immer erst zu verstehen, bevor ich handle. (Übrigens alles Punkte, die ich erst mir selbst gegenüber leben lernen musste, bevor ich sie tatsächlich mit den Pferden leben konnte …) 

Und so kann ich heute sagen: Lauter werde ich tatsächlich fast nur noch, wenn es etwas zu lachen gibt! 😀

Schreib mir in den Kommentaren gerne einmal, ob Du mit dem Zitat etwas anfangen kannst und ob auch Du vielleicht schon erleben konntest, dass leiser zu werden, es viel leichter macht, zuzuhören?

Lesetipps: Versteh Dein Pferd und Tanias Freudekurs

Leise sein

Pia und Tamar

Pia und Tamar

… mein Seelenpferd

Ich möchte euch gerne die Geschichte von meinem Pferd Tamar und mir erzählen. Eine Geschichte, bei der ich noch auf dem Weg zu meinem Pferd bin und wir mittendrin stecken, uns zu finden.

Tamar ist im Sommer 2021, gerade dreijährig geworden, in mein Leben gekommen. Ich war eineinhalb Jahre nachdem mein Herzenspony gestorben war, gezielt auf Pferdesuche und ich wusste auf den ersten Blick: Das ist sie. Eigentlich wollte ich einen Wallach. Eigentlich sollte das Pferd schon zwischen fünf und sieben sein. Eigentlich auch nicht ganz so groß … Aber die ganzen „Eigentlichs“ wurden zur Seite geschoben und Tamar wurde mein Pferd.

Sie ist ein Deutsches Sportpferd mit viel Blut und ein totales „Ein-Mensch-Pferd“, das viel zu sensibel für den Sport und für die typische Reiterei auf Kosten der Pferde ist. Sie soll mit ganz viel Zeit, Ruhe, Fachwissen, Selbstreflexionsbereitschaft und Liebe zum Freizeit-Dressurpferd und Therapiepferd ausgebildet werden. Ich selbst bin engagierte Freizeitreiterin, reite gerne sportlich, interessiere mich sehr für biomechanische Zusammenhänge und finde, dass die klassische englische Reitlehre, wenn man sie denn wirklich wörtlich nimmt, sich auch wirklich an die Skala der Ausbildung hält etc. gar nicht so falsch ist.

Es begann ganz leicht …

Nachdem ich Tamar einen Monat in ihrem Heimatstall kennengelernt hatte, zog ich mit ihr nach Norddeutschland, da dort mein eigentliches Zuhause ist, ich sie aber in Baden-Württemberg gekauft hatte. Erstmal starteten wir in eine super schöne und sehr entspannte Zeit und ich war immer wieder überrascht, wie einfach es mit einem jungen Pferd doch sein kann:

  • Wir waren alleine spazieren und
  • in allen drei Gangarten ausreiten,
  • ritten in fremden Hallen, ohne dass sie sich auch nur ein bisschen aus der Ruhe bringen ließ,
  • machten Freiarbeit auf dem Platz und
  • sie kam schon zum Tor ihres schönen Offenstalls, wenn sie mein Auto hörte.

Natürlich war nicht alles perfekt, manchmal machte sie im Gelände einen Satz. Einmal überraschte mich ein besonders großer Bocksprung und ich landete im Sand. Und mal stieg sie an der Hand, wenn auf der Weide nebenan die Pferde umher tobten. Doch alles in allem war es ein easy erstes Jahr für uns.

… wurde dann aber schwieriger

Vierjährig wechselte Tamar dann den Stall. Da unser kleiner Offenstall im Begriff war, sich aufzulösen, entschied ich mich für einen Stall mit besseren Trainingsbedingungen, um reiterlich ein bisschen mehr voranzukommen. Wir hatten immer noch gute Phasen, aber nun gab es die schwierigen Phasen auf jeden Fall auch! Es war vor allem zu viel Energie, die Tamar unter dem Sattel loszuwerden versuchte, und ich saß teilweise auf einem auf der Stelle wie wild bockenden Pferd. Sie stieg immer öfter an der Hand, auch wenn keine Pferde nebenan tobten, sondern nur der riesige leere Reitplatz gerade so einladend zum Rennen schien. Ausreiten ging nicht mehr, schon auf den ersten 100m weg vom Hof war sie mir dreimal durchgegangen. Mit viel „erstmal laufen lassen“ und ablongieren schafften wir es dann zwar, durch den Winter zu kommen, aber das war alles nicht so, wie ich es mir wünschte, und die Tipps der Stallkollegen belasteten mich mehr und mehr. Ich sollte strenger sein, ich sollte mich mal durchsetzen, ich sollte eine schärfere Ausrüstung verwenden, ich sollte sie eng ausbinden beim Longieren, so dass sie sich zum Bocken nicht so frei machen kann … Ich hielt zwar durch und longierte tapfer weiter am Halfter oder am Kappzaum, je nachdem worauf der Schwerpunkt an dem Tag gesetzt wurde, aber wohl fühlten wir uns nicht.

Und da stehen wir heute

Knapp acht Monate später zog Tamar dann wieder in einen Offenstall. Es ist ein ganz besonderer Offenstall, in dem die Herde im Sommer auf 25 Hektar Naturschutzgebiet lebt und ich es mir freier und artgerechter nicht vorstellen konnte. Wir begannen also ein neues Kapitel und Tamar war direkt mit dem Umzug viel ausgeglichener. Wir haben aber immer noch die Momente, in denen sie mir manchmal an der Longe völlig durchdreht. Dann steigt sie und bockt und steht da zitternd vor Anspannung und kann gar nicht mehr klar denken. An anderen Tagen sind wir dann wieder völlig entspannt ausreiten, reiten ohne Sattel auf der Koppel, schaffen es alleine vom Naturschutzgebiet an den Stall zu gehen und dort voller Freude und Motivation zu arbeiten. Aber das gilt leider nicht immer.

Genau heute komme ich wieder mit Brandblasen an den Händen nach Hause, weil sie mir in der Bodenarbeit auf der Koppel mal wieder völlig explodierte, als anscheinend für sie die Zeit gekommen war, dass sie jetzt doch auch mal wieder zur Herde zurück könnte. Fünf Minuten später bietet sie mir in der Freiarbeit dann wieder Seitengänge an, lässt sich frei von einer Führposition hinter dem Pferd über die Koppel dirigieren und fühlt sich pudelwohl in meiner Gesellschaft. Mein Pferd bringt mich manchmal an den Rand der Verzweiflung und ich habe auch immer wieder Angst vor ihr, um sie und ob es uns gelingt, die Situation noch zum Guten zu wenden.

Ich arbeite nun mit Tanias und Babettes Anti-Angst Kurs, aber auch da haben wir noch ein Stück Weg vor uns. Aber mit Tanias Einstellung fühl ich mich sehr sehr wohl. Wenn ich ihre Bücher, Kurse und Blogbeiträge lese, bestärkt es mich immer wieder, dass wir in noch kleineren Schritten arbeiten sollten und ich kein „böses, unberechenbares“ Pferd habe. Ich glaube daran, dass wir auf diese verständnisvolle, ruhig und konsequente Art noch zu einem Team werden, das immer weniger Tamar-Explosionen überstehen muss und wir uns irgendwann so gut gefunden haben, dass immer feiner und sanfter miteinander kommuniziert werden kann. Morgen zum Beispiel werden wir in der Bodenarbeit auf der Koppel immer wieder absichtlich zurück zur Herde gehen. Ich denke nun, sie braucht kurz die Sicherheit, dass alle da sind, der Chef aufpasst und ihre Freunde auf sie warten und hoffe, dass sie dann in der Bodenarbeit nicht mehr das Gefühl hat, jetzt ganz schnell zurück zu müssen.

Wenn Ihr für diesen Weg noch Tipps und Ratschläge habt, freue ich mich sehr darüber! Tamar ist mein Seelenpferd und ich weiß, wir schaffen das, aber manchmal kann ich trotzdem ein bisschen Rückhalt und Unterstützung gebrauchen.

Liebe Grüße,
Pia und Tamar

Seelenpferd