Im Urlaub war ich auf einer Wanderung, die zu einem kleinen Abenteuer wurde. Man hatte uns gesagt, dass es querfeldein einen Weg geben sollte, der uns mit einer Abkürzung zurück zur Unterkunft bringen würde. Der erste Teil war klar ersichtlich, doch dann wurde es wild. Es gab viele schmale Pfade, offenbar von Ziegen gegangen, viele waren wieder überwuchert und zugewachsen.
Um die Vegetation so wenig wie möglich zu stören, setzten wir unsere Füße vorsichtig und gingen achtsam. Wir kamen nur langsam voran, denn immer wieder mussten wir erst einmal schauen, wo es nun lang gehen könnte und ob wir noch in der richtigen Richtung unterwegs waren. Wir nahmen uns auch Zeit, die Umgebung wahrzunehmen und die Ausblicke zu genießen. Kurz vor unserem Ziel kamen wir an ein echtes Hindernis: Große Steine und Kakteen versperrten uns das Weitergehen. Wir probierten es an verschiedenen Stellen, sahen aber ein, dass wir da nicht durchkommen würden. Also gingen wir wieder etwas zurück und hielten uns ein Stück weiter links. Und siehe da: Wir stießen auf einen breiteren Weg, der uns zu unserem Häuschen führte.
Dein Abenteuer mit Deinem Pferd
Warum ich Euch das erzähle? Weil für mich so viel in dieser kleinen Geschichte steckt, das mit unserem Zusammensein mit Pferden zu tun hat: Wir fragen andere um Rat, die uns sagen, was zu tun ist. In der Anwendung erkennen wir dann aber, dass es ganz viele Wege in der Umsetzung gibt. Manche davon zeigen sich klar und deutlich, andere lassen uns erst einmal ratlos dastehen. Einige sind leicht für uns und unser Pferd zu gehen, andere beschwerlich. Je achtsamer wir unsere Schritte wählen, desto kleiner werden unsere Fehler. Immer wieder sind wir auch mal unsicher darüber, wo es nun langgeht und was wir tun sollen. Dann gilt es innezuhalten, um zu reflektieren und einen Überblick zu bekommen. Und manchmal ist es auch nötig, ein ganzes Stück zurückzugehen, was aber nichts mit Unvermögen zu tun hat oder mit Versagen, sondern was klug und angemessen ist.
Und ja, natürlich können in der Wildnis Macheten helfen, um die Sache zu beschleunigen. Aber wer sind wir denn, dass wir unsere Wege mit Gewalt schaffen dürfen und was alles verpassen wir alles durch solche Lösungen? Das ist für mich eine Frage, die auch für die Pferdewelt eine sehr wichtige ist.
Tipp: Eine Art Reiseführer für Dein Abenteuer mit Deinem Pferd ist mein Kurs Versteh Dein Pferd.
„Man hat nur Angst, wenn man mit sich selbst nicht einig ist.“ – Dieses wundervolle Zitat von Hermann Hesse habe ich vorhin gefunden, gerade jetzt, wo ich mein Webinar „Angst als Chance“ ausarbeite. Ich weiß nicht, ob Ihr auch sofort etwas damit anfangen könnt, aber ich denke: Ja, genau das ist es!
Nicht gegen die Angst, sondern MIT ihr
In diesen Zeilen findet sich für mich eine der hilfreichsten Erkenntnisse überhaupt: dass es darum geht, MIT sich zu arbeiten und nicht gegen sich.
Gerade beim Thema Angst reagieren wir ja ganz oft so, dass wir sie schnellstmöglich weghaben wollen und bekämpfen sie dann. Was wir nicht beachten: Wir bekämpfen damit aber immer auch uns selbst! Wenn wir Unsicherheiten und Ängste hingegen erst einmal als Teile von uns annehmen lernen, können wir Mitgefühl mit uns entwickeln. Und darin steckt die Chance, uns selbst besser kennenzulernen, was uns wiederum ermöglicht, Automatismen zu durchbrechen und anders als bisher zu handeln.
Das ist genau der Weg, den ich seit einiger Zeit gehe und es ändert sich so viel damit! Und genau das möchte ich Euch mit meiner Arbeit vermitteln.
Wow, manchmal finden sich genau die richtigen Worte zur richtigen Zeit!
Mein Wort für das Jahr 2022 lautete „Heilung“. Und ich hätte kein Passenderes finden können für dieses Jahr!
2022 zwang mich dazu, zu mir zu kommen, mich auf mich selbst zu besinnen und endlich besser für mich zu sorgen. Wichtige Voraussetzungen dafür, dass wir tatsächlich heilen können.
Und am Ende dieses Jahres hat sich das Wort für mich verändert. Ich habe verstanden, dass Heilung nichts ungeschehen macht und auch Narben nicht verschwinden lässt. Aber zu heilen ermöglicht, sich von Verletzungen zu lösen, um trotz allem den eigenen Weg weitergehen zu können.
Heute habe ich, wie so oft in diesen Wochen (ja sogar Monaten!), sehr bewusst gespürt, wie viel Pferdeglück ich gerade habe, wie glücklich ich also mit meinem Pferd bin. Und dann habe ich gedacht, wie wenig ich eigentlich darüber schreibe …
Tatsächlich beschäftigt die meisten von uns doch vor allem das, was nicht so gut (oder auch ganz blöd) läuft, während wir über Schönes und Gutes viel weniger oft nachdenken oder reden. Nehmen wir es zu schnell selbstverständlich? Wollen wir nicht angeben damit oder fürchten wir, wir würden es vertreiben, wenn wir es offen aussprechen?
Vielleicht liegt es ja daran, dass es für Anthony und mich ein langer Weg dahin war, wo wir inzwischen stehen, das es mir ermöglicht, das, was wir jetzt haben, so bewusst und immer wieder neu zu genießen – und auch, dass ich heute denke, dass es sich darüber zu schreiben lohnt.
Ein Schlüssel zum Glück und Pferdeglück
Ich bin mir inzwischen sehr sicher, dass genau das ein echter Schlüssel zu so viel mehr Glück und Zufriedenheit mit unseren Pferden ist: vor allem auch das bewusst wahrzunehmen, was toll ist. Und das muss nichts Großes und Spektakuläres sein!
Ich kann zum Beispiel noch immer nicht einfach mal so mit meinem Pferd ausreiten und Erwartungen bereiten ihm noch immer Stress. Aber der Unterschied ist: Es macht nichts mehr aus. Ich hadere nicht mehr damit und ich versuche nicht, es zu ändern. Ich nehme ihn genau so, wie er ist.
Und dieses Ja zu meinem Pferd bekomme ich auf eine ganz zauberhafte Weise zurück. Nämlich so, wie Anthony nein sagen kann, kann er auch ja sagen! Und das macht mich vielleicht gerade zur glücklichsten Pferdebesitzerin überhaupt.
Und dann ist plötzlich Winter. Gerade tanzte ich noch mit bunten Blättern im goldenem Licht, während ich nun die dicken Sachen aus dem Schrank hole. Eine klare Schwere legt sich auf meine Welt. Die Kois im Teich haben sich schon zum Schlafen gelegt, dafür findet im Garten jeden Morgen eine kleine Party an der Vogelfutterstelle statt. Mein Pferd plustert das Fell auf und bläht die Nüstern in der kalten Luft.
Und ich? Ich gebe den kurzen Tagen nach, die meine Aktivitäten und die Umsetzung all der vielen Pläne begrenzen. Mein Kopf ist, wie immer, voller Ideen und Projekte, die ich angehen möchte, aber ich ziehe mich mehr und mehr zurück. Erlaube mir, still zu werden, und nicht noch vor Weihnachten neue Aktionen anzugehen. Stattdessen lade ich die Besinnlichkeit zu einer Tasse Tee ein und freue mich auf die festlichen Tage mit Kerzenlicht.
Auftanken ist unerlässlich
Ich habe viel geschafft in diesem Jahr, bin einen weiten Weg gegangen, habe vieles losgelassen und komme nun auf eine gute Weise an – im Hier und Jetzt. Dankbar und erfüllt von so vielem, fällt es mir gerade etwas leichter, Ängste und Sorgen loszulassen und zu mir zu kommen. Es ist Zeit zum Auftanken, Zeit zum Luftholen und Zeit auch für ein bisschen Vorfreude auf das Schöne, das kommen wird (trotz allem).