Katjas Weg

Unerwartetes und viel Neues …

Mein Weg mit Pferden dauert jetzt schon schlappe 45 Jahre, davon schon sehr lange mit Haltung in Eigenregie … den größten Teil davon haben wir schlicht mit Ausreiten, meist mit Handpferd verbracht. Meine langjährige vierbeinige Lebensgefährtin wurde 35,5 Jahre alt und bis 34 auch noch willens und in der Lage, ein paar Kilometer flotte Schrittausritte hinzulegen.

„Richtig“ geritten bin ich schon ziemlich lange nicht mehr. Durch zwei sehr intelligente und lebhafte Shettis bin ich 2014 zu den Zirkuslektionen und darüber zum Clickern gekommen, außerdem sind wir zu dritt möglichst tägliche längere Strecken im Wald unterwegs.

Von 2014 bis Corona so manche verschiedene Kurse und Seminare mit unterschiedlichen, aber alle auf ihre Art tollen Trainerinnen organisiert – quasi das, was mich selbst sehr interessiert hat, aber nichts in näherem Umkreis zu buchen war. Und dabei gewesen, was an Interessantem so stattfand in der Nähe.

Um doch auch mal wieder aufs Pony zu kommen, zog 2019 Exmoorwallach Gismo ein, 4 Jahre weitgehend frei aufgewachsen im Naturpark Solling. Tja, er wohnt also seit über 2 Jahren bei uns, fühlt sich augenscheinlich auch durchaus wohl – und lässt sich nicht anfassen. Er lässt sich auch für Futter auf nichts ein, was er nicht für angebracht hält. Ein ganz souveränes, tolles Tier, das problemlos in Freiheit überleben könnte, aber bislang keinen Grund sieht, mit Menschen in physischen Kontakt zu treten. „Unterhalten“ tun wir uns beide aber sehr intensiv. Dass es solche Pferde gibt, hätte ich nicht wirklich für möglich gehalten, auch nicht, dass meine gesammelten Pferde-Erfahrungen nicht so wirklich weiterhelfen und Pferde sich nicht clickern (sprich mit positiver Verstärkung „manipulieren lassen“ …). Da war also abzusehen, dass an eine „Reitpferdekarriere“ nicht zu denken ist, bis auf sehr „Weiteres“ zumindest.

Im Juni 2020 zog sein Halbbruder Nio, ebenfalls aus dem Solling, ein Jahr alt, bei uns ein. Beide sind sowas von komplett unterschiedlich … Die Herausforderungen bei Nio sind ebenfalls ganz anderer Art, als ich sie vorher gehabt hatte. Bei ihm ist der Fluchtinstinkt eher weniger ausgeprägt. Wenn ihm was gruselig, unverständlich oder blöd vorkam, war seine erste spontane Reaktion: „DU gehst weg“. Nicht unfair, immer mit Ansage, aber die musste ich erstmal erkennen lernen. Ich fand es jedenfalls auch erstmal gruselig, von einen gar nicht sooo kleinen Pony mit allerlei Abwehraktionen (hauptsächlich Kopfstoßen und Rempeln, Nach-vorne-springen, angedeutetes Beißen – zum Glück noch mit Milchzähnen – und ebenfalls hauptsächlich angedeutetes Treten nur, wenn verschiedene Signale ignoriert wurden) bedacht zu werden. Auch seine Mit-Ponys (neben Bruder Gismo die Shettis Cello, Nemo und Onki) waren wohl recht erleichtert, als nach der Kastration das Draufgängertum doch etwas moderater wurde.

Beide Exis haben mein Interessensspektrum mittlerweile gewaltig erweitert. Vor Kauf schon intensive Beschäftigung mit „Wildpferden“, insbesondere Marc Lubetzkis tollen Filmen, dann besonders im Hinblick auf Gismo mit allen möglichen Ansätzen, druckfrei, aber auch ohne Futter „ins Gespräch zu kommen“. Z.B. Sharon Wilsies „Horsespeak“, Andrea Kutschs „EHEC“, James Frenchs „Trust Technique“, Elsa Sinclairs „Freedom Based Training“, Equus Lost“ vom Ehepaar De Giorgio. Was so Interessantes zum Thema Clickern da ist, natürlich auch – und auch hier schon festgestellt, dass bei dieser einen Methode die Vorstellungen, was man tut oder besser lässt, ziemlich auseinandergehen können. Grade zwei Online-Abende mit Ulrike Dietmanns „Heldenreise“ verbracht – auch etwas, worüber man nicht mit jedem reden kann.

Gismo hat sich mittlerweile mit drei verschiedenen (nicht professionell tätigen) Tierkommunikatorinnen unterhalten. Beim ersten Mal sehr überraschend meine Heilpraktikerin, die eigentlich zu einem anderen Pony geladen war, angesprochen, die beiden anderen Gelegenheiten waren dann schon fast „normal“. Und da ich in den „Übersetzungen“ so einiges wiedererkannt habe und manches die Gesprächspartnerinnen wirklich nicht wissen konnten, muss ich auch dazu wohl sagen – das funktioniert … irgendwie … Teilweise sehr verschiedene Ansätze, aber in allen habe ich mich mehr oder weniger wiedergefunden und festgestellt, dass wirklich so einige Leute das Beste für Pferde wollen. Auch wenn die Wege dahin auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind.

Fazit aus allem: Es gibt eine Menge Wege zum Pferd, die vom „Üblichen“ abweichen und so viel bringen können für Zwei- und Vierbeiner. Schade finde ich nur immer wieder, wenn ein Ansatz alles andere quasi ausschließt – und womöglich noch als Teufelswerk, unwissenschaftlich, unnatürlich, zu wissenschaftlich und was es da noch sie gibt, verurteilt. Aber so ist das Leben halt nicht – Menschen sind verschieden, Pferde sind verschieden, die Kombinationen erst recht und die Rahmenbedingungen, was man überhaupt machen kann, auch sehr.

Nach zwei Tagen Teilnahme beim Kurs mit Elsa Sinclair Mitte August habe ich angefangen, nicht nur Onki, sondern auch Cello unterwegs fast überwiegend frei laufen zu lassen (Strick über den Rücken gelegt), wo kein Stacheldraht oder Verkehr drohen und nicht allzu leckeres Grünzeug wächst. Die Möglichkeit wird nicht jeder haben. Wie gut das inzwischen funktioniert, hätte ich früher nie für möglich gehalten und mich noch aufgeschlossener für weniger manipulatives Zusammensein mit Pferden gemacht. So eine Beziehung wünsche ich mir auch für Jung-Nio und mich.

Liebe Grüße,
Katja

1 Kommentar

  1. Anke

    Hallo Katja, danke das ich Deine Geschichte lesen durfte. Es ist immer wieder auch eine Betrachtung des eigenen Lebensweges . Ich versuche gerade mit meinem Dreijährigen eine andere Beziehung aufzubauen als bisher mit dem zwriundzwanzigjährigen. Auch hier merke ich, dass es Veränderungen gibt. Es hat auch damit zu tun das ich mit selbst heute mehr vertraue . Es ist ein Prozess… zum Wohle unserer Pferde.

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