Ein Nein beim Pferd

… braucht Möglichkeiten für ein Ja

Viele Pferdemenschen fürchten negative Veränderungen, wenn sie ihren Pferden mehr Freiräume zugestehen, also Mitentscheidungs- und Mitgestaltungsrechte. Dann würde das Pferd sicher „gar nichts“ mehr machen wollen oder „nur noch Probleme“. Diese Angst berührt mich jedes Mal sehr, denn sie geht meiner Erfahrung nach von einem vollkommen falschen Pferdebild aus und führt oft gerade erst zu einem Nein beim Pferd. 

Pferde warten nicht auf „Lücken im System“ oder auf „Chancen, sich zu entziehen“. Oder besser gesagt: wenn sie das wirklich tun, läuft etwas gewaltig falsch. Oft führen unsere Forderungen, zu viel Druck oder gar Gewalt zu einer schlechten Grundstimmung und zu einem Nein des Pferdes. Dann denkt der Mensch, er müsse noch mehr Druck oder Gewalt anwenden – wozu das führt, ist leider überall zu sehen. Damit Pferde ja sagen können, müssen wir ihnen eine Wahl geben. Wenn wir das tun, sind wir nämlich gefordert, für ein Miteinander zu sorgen, dass dem Pferd Freude bereitet. Und dann können sogar echte Nein-Sager zu motivierten Pferden werden. 

Ein Ja zum Nein beim Pferd führt ganz oft zu einem Ja

Wie diejenigen von Euch, die schon länger mitlesen, wissen, habe zum Beispiel meinem Anthony zugestanden, dass er nicht geritten werden will. So habe ich es jetzt eine Weile auch gar nicht mehr versucht. Neulich fragte ich ihn spontan, ob ich mich wohl einmal auf seinen Rücken setzen darf, weil mir gerade so sehr danach war. Ich durfte! Dieser Moment war so schön und ich war bereit, gleich wieder abzusteigen, als er sich zu mir umdrehte. Es war, als wollte er fragen, was denn nun mit Reiten ist – und ging dann von sich aus im Schritt los! Ich war vollkommen überrascht. Er stapfte fröhlich voran, ließ sich lenken, ja, trabte sogar an, so als wäre das Reiten nie ein Problem gewesen.

Nach wenigen Minuten bin ich abgestiegen und habe ihn als das tollste Pony der Welt gefeiert! Im Moment kann ich ihn also auch wieder ein bisschen reiten und aus meiner Sicht nur, weil er die Wahl hat.

Ich erlebe immer wieder ganz wundervolle Veränderungen, wenn Leute den Mut finden, ihr Pferd nicht länger zu beherrschen, sondern sich auf eine echte Kommunikation mit ihnen einlassen. Nein, es geht dabei nicht darum, dem Pferd alles durchgehen zu lassen! Es geht darum, unseren Pferden zuzugestehen, Ansichten zum gemeinsamen Miteinander zu haben. Je besser wir verstehen, was ein Pferd mag und was nicht, was es motiviert und was frustriert, was ihm leicht fällt und was schwer, desto angenehmer, sinnvoller und fröhlicher können wir alles gestalten, was wir mit ihm vorhaben – den Umgang, das Training und das gesamte Miteinander.

Lesetipps: Versteh Dein Pferd und Tanias Freiraum-Training

Nein beim Pferd

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